Die Grundlage für eine zuverlässige Bildauswertung liegt in der Erfassung von hochwertigen Aufnahmen. Leistungsfähige Objektive zeichnen sich durch hohe Auflösung, minimale Bildfehler und geringe Schattierungen aus, bringen jedoch einen höheren Preis mit sich. Die Herausforderung bei der Auswahl von Objektiven besteht darin, das richtige Gleichgewicht zwischen der notwendigen Leistung und den Kosten zu finden. Hierbei sind einige Kriterien zu beachten, um das optimale Verhältnis zu ermitteln.
Die sorgfältige Abstimmung des Objektives auf die Kamera und den Sensor, mit denen es zusammenarbeiten wird, ist daher essentiell. Dieser Vorgang geht über den rein mechanischen Aspekt hinaus und umfasst das Sensorformat, die Montageart und andere spezifische Anforderungen. Hierbei sind insbesondere vier Kriterien zu beachten: das Sichtfeld (Field of View), die Brennweite (Focal Length), die Sensorgröße und der Arbeitsabstand (Working Distance).
Jeder Aspekt spielt eine entscheidende Rolle, um sicherzustellen, dass das Objektiv nicht nur Ihren technischen Anforderungen entspricht, sondern auch die Gesamtqualität und Effizienz Ihres industriellen Bildverarbeitungssystems verbessert. Durch sorgfältige Bewertung dieser Elemente können Sie informierte Entscheidungen treffen, die das richtige Gleichgewicht zwischen Leistung und Kosten finden, was zu optimaler Bildaufnahme und -analyse führt.
Das „Field of View“ (Sichtfeld) stellt den Erfassungsbereich dar, den eine Kamera oder ein Bildverarbeitungssystem abbilden kann. Ein größeres Sichtfeld erfasst einen weiteren Bereich oder eine größere Landschaft in einem einzigen Bild. Dies ist besonders nützlich, um einen umfassenderen Überblick über Prozesse oder Umgebungen zu erhalten.
Im Gegensatz dazu beschränkt sich ein kleineres Sichtbild auf einen kleineren Bereich. Das ermöglicht detailliertere Erfassungen von spezifischen Merkmalen oder Objekten und ist besonders vorteilhaft in Anwendungen, bei denen genaue Inspektionen oder die Identifizierung kleiner Details notwendig sind.
Die Wahl des Sichtfeldes ist ebenfalls wesentlich und hängt von den spezifischen Anforderungen der Anwendung ab, einschließlich der Größe der zu inspizierenden Objekte, der gewünschten Detailgenauigkeit und der räumlichen Gegebenheiten.
Die „Focal Length“ (Brennweite) eines Objektives bezeichnet den Abstand zwischen der Linse und dem Punkt, an dem Lichtstrahlen auf der Sensoroberfläche fokussiert werden, um ein scharfes Bild zu erzeugen. Diese Maßeinheit wird in Millimetern (mm) angegeben und beeinflusst den Bildausschnitt sowie die Größe der abgebildeten Objekte.
Bei einer höheren Brennweite weist das Objektiv einen längeren Abstand zwischen Linse und Bildsensor auf. Dies führt zu einem schmaleren Bildausschnittsfeld und verstärktem Zoom, wodurch entfernte Objekte größer erscheinen. Eine hohe Brennweite erzeugt oft einen ausgeprägten telephoto- oder zoomartigen Effekt und ermöglicht zudem eine bessere Lichtsammlung, was besonders in schlecht beleuchteten Situationen von Vorteil ist.
Im Gegensatz dazu hat ein Objektiv mit geringerer Brennweite einen kürzeren Abstand zwischen Linse und Bildsensor. Dies resultiert in einem breiteren Bildausschnittsfeld und weniger Zoom, wodurch mehr von der Umgebung erfasst wird. Geringe Brennweiten gelten als Weitwinkelobjektive und sind ideal für Landschafts- und Panoramaaufnahmen. Zusätzlich sind sie oft kompakter und leichter. Die Wahl der Brennweite hängt von der beabsichtigten Anwendung sowie den Inspektionszielen ab.
Der Begriff „Working Distance“ oder Arbeitsabstand bezieht sich auf den Abstand zwischen dem Objektiv eines Bildverarbeitungssystems und dem zu inspizierenden Objekt oder der Oberfläche. Jedes Objektiv hat einen optimalen Arbeitsabstand, der grundlegend für die maximale Bildschärfe ist.
Ein größerer Arbeitsabstand ermöglicht eine flexiblere Positionierung der Kamera oder des Bildverarbeitungssystems. Dies ist besonders nützlich bei der Inspektion größerer Teile oder Maschinen, da mehr Raum für die Positionierung des optischen Systems vorhanden ist. Zudem können größere Arbeitsabstände dazu beitragen, Kollisionen mit beweglichen Teilen zu vermeiden.
Im Gegensatz dazu kann ein kleinerer Arbeitsabstand erforderlich sein, wenn genauere Inspektionen von kleinen Objekten oder Oberflächen durchgeführt werden müssen. Dies ermöglicht eine genauere Erfassung von Merkmalen. In Anwendungen mit begrenztem Platz kann ein kleinerer Arbeitsabstand notwendig sein.
Die „Sensorgröße“ bezieht sich auf die Größe des Bildsensors, der in der Kamera oder im Bildverarbeitungssystem verwendet wird. Sie wird in der Regel mit der Sensordiagonale in mm oder Zoll ausgedrückt. Die Sensorgröße bestimmt die Bildqualität, die Lichtempfindlichkeit und die Schärfentiefe. Hierbei ergeben sich folgende Auswirkungen der Sensorgröße:
Kameras mit größeren Sensoren haben die Fähigkeit, mehr Licht einzufangen, was zu einer verbesserten Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen führen kann. Dies ermöglicht nicht nur eine bessere Sicht in Umgebungen mit geringer Beleuchtung, sondern führt auch zu einer insgesamt höheren Bildqualität und einem reduzierten Bildrauschen.
Größere Sensoren erlauben oft eine kleinere Schärfentiefe, was in bestimmten Anwendungen von Vorteil ist, um sich auf bestimmte Objekte zu fokussieren. Eine gezielte Fokussierung kann insbesondere in Situationen erforderlich sein, in denen eine genaue Untersuchung von bestimmten Details notwendig ist.
Im Gegensatz dazu können Kameras mit kleineren Sensoren kompakter und kostengünstiger sein. Sie bieten möglicherweise eine größere Schärfentiefe, was in Anwendungen, in denen mehrere Objekte auf unterschiedlichen Tiefenebenen scharf sein müssen, von Vorteil ist. Dies ist besonders relevant, wenn hohe Mobilität oder kosteneffiziente Lösungen gefragt sind.
Die Wahl der Sensorgröße ist stark abhängig von den spezifischen Anforderungen der Anwendung, darunter die Lichtverhältnisse, die gewünschte Bildqualität und die Größe der zu erfassenden Objekte. Auch hier müssen die Vor- und Nachteilen verschiedener Sensorgrößen abgewogen werden für eine optimale Leistung in der Bildverarbeitung.
Mit unserem Online Lens Selector Tool können Sie anhand der Abmessungen Ihres Prüfobjekts und dem Arbeitsabstand die passende Brennweite ermitteln – oder umgekehrt bei einer bestimmten Brennweite den Field of View und den Arbeitsabstand kalkulieren.
Die Präzision einer industriellen Bildverarbeitungsapplikation wird erst durch qualitative Bilder gewährleistet. Bei der Auswahl des passenden Objektivs müssen spezifische Parameter berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass die gewünschten Bildqualitätsstandards erfüllt werden.
Schärfentiefe: Die Feinabstimmung der Schärfentiefe erfolgt oft durch die Auswahl der geeigneten Blendenöffnung. Die richtige Handhabung der Schärfentiefe stellt sicher, dass relevante Merkmale im Bild gestochen scharf und gut definiert erscheinen, was wiederum die Genauigkeit von Inspektionen und Analysen verbessert. Eine größere Schärfentiefe erweist sich als vorteilhaft in Anwendungen, in denen viele Teile oder Objekte auf verschiedenen Tiefenebenen gleichzeitig scharf erfasst werden müssen. Im Gegensatz dazu kann in bestimmten Szenarien eine kleinere Schärfentiefe genutzt werden, um nur einen bestimmten Bereich des Bildes scharf zu stellen, während der Rest bewusst unscharf bleibt. Diese Anwendung ist besonders in Szenarien nützlich, in denen ein bestimmtes Detail oder Merkmal im Fokus stehen soll, wie beispielsweise bei der Identifizierung von Oberflächenfehlern oder -Unregelmäßigkeiten.
Auflösung: Der Begriff „Auflösung“ bezieht sich auf die Menge an Detailinformationen, die ein Bildverarbeitungssystem erfassen kann. Eine höhere Auflösung ermöglicht die Erfassung feiner Details und Strukturen in einem Bild. Diese ist besonders wichtig in Anwendungen, bei denen sorgfältige Inspektionen, Messungen oder die zuverlässige Erkennung kleiner Defekte erforderlich sind. Eine höhere Auflösung bietet mehr Datenpunkte, was wiederum präzise Untersuchungen ermöglicht. Im Gegensatz dazu führt eine niedrigere Auflösung zu gröberen Bildern mit weniger Details. Dies kann in bestimmten Anwendungen von Vorteil sein, in denen die Details weniger wichtig sind (z.B. Farbklassifizierung) oder wenn begrenzte Speicher- oder Verarbeitungskapazitäten vorliegen. Eine niedrigere Auflösung kann auch in Echtzeit-Anwendungen nützlich sein, insbesondere wenn eine schnellere Verarbeitung erforderlich ist. Die Auswahl der richtigen Auflösung hängt von den spezifischen Anforderungen der Anwendung ab, darunter die Größe der zu inspizierenden Objekte, die gewünschte Genauigkeit und die verfügbaren Ressourcen. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Auflösung und anderen Faktoren wie Bildverarbeitungsgeschwindigkeit und Speicherbedarf ist entscheidend für die Effizienz des Machine Vision Systems.
Verzeichnung: Verzeichnung (engl.: Distortion) stellt unerwünschte Abweichungen von der realen Geometrie eines Objekts auf dem erfassten Bild dar. Diese Verzeichnungen können verschiedene Formen annehmen, darunter tonnenförmige, kissenförmige oder radiale. Die Auswirkungen können erheblich sein und die Genauigkeit von Inspektionen und Messungen beeinträchtigen. Die Beeinträchtigung der Bildqualität durch Verzeichnung zeigt sich in verschiedenen Aspekten der industriellen Bildverarbeitung. Messungen werden beeinträchtigt, da sie zu ungenauen räumlichen Beziehungen zwischen Objektpunkten auf dem Bild und ihren tatsächlichen Positionen im Raum führt. In Anwendungen der Qualitätskontrolle, bei denen die Form und Größe von Objekten entscheidend sind, kann Verzeichnung zu Fehlinterpretationen führen und Fehler in der Produktqualität übersehen oder falsch identifizieren. Die Objekterkennung durch Bildverarbeitungsalgorithmen kann ebenfalls durch Verzeichnung beeinträchtigt werden, insbesondere bei der Identifikation bestimmter Merkmale. Die regelmäßige Kalibrierung der Kameras ist wichtig, um Verzeichnungen zu erkennen und zu korrigieren. Dazu können auch digitale Bildverarbeitungssysteme verwendet werden.
Licht: In der industriellen Bildverarbeitung muss die Auswahl des passenden Objektives auf die Lichtverhältnisse der Anwendung abgestimmt werden. Dabei werden sowohl die zur Verfügung stehende Lichtmenge als auch die Lichtfarbe bzw. Wellenlänge berücksichtigt. Die Blende innerhalb des Objektives ist für die auf den Sensor treffende Lichtmenge verantwortlich. Die Blendenzahl, das Verhältnis der Brennweite zum Durchmesser der Blendenöffnung, zeigt den Öffnungsgrad der Blende. Der Öffnungsgrad beeinflusst die Schärfentiefe, wobei eine weit geöffnete Blende zu einer geringen Schärfentiefe führt. Dies bedeutet, dass eine gleichbleibende Schärfe über einen Tiefenbereich des Bildes nur mit einer wenig geöffneten Blende und/oder einer kurzen Brennweite erreicht werden kann. Hierbei ist zu beachten, dass Beugungen bei kleinen Brennweiten keinen Einfluss auf die Bildqualität nehmen. Die Auswahl der optimalen Blende ist entscheidend, um eine bestmögliche Kombination aus hoher Schärfentiefe und geringer Beugung zu erzielen. Dies ist besonders wichtig in Anwendungen, in denen kurze Belichtungszeiten und hohe Bildraten erforderlich sind, beispielsweise an sich schnell bewegenden Fließbändern. Gute Beleuchtung, möglicherweise mit künstlichen Lichtquellen, ist unerlässlich, insbesondere wenn Produktionsprozesse on-the-fly mittels Bilderkennung gesteuert werden.
Verschiedene Parameter beeinflussen die Bildqualität und es existiert oft ein komplexes Wechselspiel zwischen diesen Faktoren. Ein Beispiel hierfür ist der Zusammenhang zwischen hoher Auflösung und Schärfentiefe, wobei sich Änderungen in einem Parameter auf den anderen auswirken können. Die Herausforderung besteht darin, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen diesen Parametern zu finden, um die gewünschte Bildqualität für die jeweilige Anwendung zu erreichen. Dies erfordert oft eine sorgfältige Abwägung und möglicherweise die Anpassung anderer Kameraeinstellungen, um den bestmöglichen Kompromiss zu finden. Unsere Optik-Experten beraten Sie gern bei der Auswahl des passenden Objektives für Ihre Anwendung.
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